Dieser Eintrag wird kein religiöser, schlichtweg, weil ich mich nicht für Religion interessiere und nicht an eine höhere Macht glaube. Was bedeutet es jedoch, Gott zu töten? ( Kleines Und Nietzsche weinte Zitat)
An was glauben Menschen, sobald sie diese Art des Glaubens getötet haben?
Was bleibt dann noch?
Ich will keine endgültige und unumstößliche Antwort darauf geben, sondern bloß meine Eindrücke teilen, die (natürlich) ohne Gewähr sind.
Junge Menschen brauchen einen Leitfaden in ihrem Leben. Sie haben ihren Platz in der Welt noch nicht gefunden und suchen ihn deshalb. Manche machen es sich arg einfach, indem sie sich eine Art Abgott erschaffen, zu dem sie aufsehen können. Es ist (m.E.) die populärste Form des Glaubens: Ein Idol. Ein Gegenstand der Verehrung, Publikumsliebling, ein Abgott, und ein Halbgott, nicht überirdisch, sondern irdisch und menschlich - fehlbar.
Was passiert also mit diesen jungen Leuten, die offenkundig einen Gott erschaffen haben?
Viele von ihnen werden von ihrem Idol beeinflusst, ob positiv oder negativ vermag ich an dieser Stelle nicht zu beurteilen. Jedoch... wie viel Schaden richtet ein solcher Einfluss an, der nur oberflächlich ist? Was richtet eine solche Gottheit mit einem jungen Menschen an, der sich selbst noch nicht gefunden hat und noch nicht einmal ernsthaft danach gestrebt hat, sich selbst zu suchen? Schlichtweg, weil dieser Weg, einen Dritten zu involvieren einfacher ist. Ich will diesen Weg auch nicht infrage stellen, oder abwerten, denn: Sind wir sicher vor Einflüssen, egal welcher Art? Ich glaube nicht.
Was passiert jedoch, wenn die Sicht auf eben jenen Halbgott oberflächlich und somit eine Lüge ist? Nimmt man nicht einen Teil dieser Lüge in sich auf, weil man daran glauben will? Wird dieses Leitbild dann nicht vergöttert, in den Himmel hochgehoben und entmenschlicht? Denn das liebe Idol hat ja keine Fehler, da es dem jungen Menschen schon aus so vielen aussichtslosen Lagen geholfen hat. Und da ist wieder diese Identität, die sich Menschen schaffen, weil sie an etwas glauben müssen. Nur, die Frage ist, wenn Gott unlängst getötet wurde... an wen dann glauben? Einstweilen ist dies die Frage, die mich selbst noch beschäftigt. Wenn man also an sein Idol glaubt, mit ihm sympathisiert und nach vielleicht einem Jahr wieder ein neues Leitbild hat, wie kostbar war dieser Mensch dann überhaupt? Mittel zum Zweck?
Ist es tatsächlich so einfach, an Menschen zu glauben? Sie zu entmenschlichen? Wie kann ich dann überhaupt noch unterscheiden, warum ich einen Menschen mag? Warum ich mit ihm sympathisiere? Brauchen Menschen wirklich Götter, um zu überleben? Wenn nicht, wie schützt man sich dann vor solchen Einflüssen? Wie kann ich gottlos leben, ohne einen Mensch zu idealisieren?
Ist das überhaupt möglich?
Was ist dann noch authentisch, was ist dann noch echt und einzig?
Ich verabscheue dieses Bedürfnis, diese Not und diese Unfähigkeit. Und doch bin ich selbst nicht sicher davor. Das bin und war ich nie. Wer ist es? Wer ist davor sicher?
Gibt es auch Wahrheiten, die sich Menschen erschaffen, weil es Lügen sind, auf die wir angewiesen sind? Angewiesen sein müssen?
Ist es wirklich so simpel? Wir mögen eine Sache, finden einen Gedanken schlüssig und gut - und nehmen ihn in uns auf? Wir stimmen zu, übernehmen diese Attitüde? Und glauben daran?
Fanatisch?
Ich wollte nichts verallgemeinern oder als Fakt darstellen. Es sind bloß meine Eindrücke, die freilich furchtbar falsch und eindimensional sein können und höchstwahrscheinlich auch sind. Ich betreibe nur ein bisschen chimney-sweeping und sonst nichts.
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